1982-83 Bericht.shtml 07.11.2012

 

7. Mai 1983

Jahresbericht 1982/1983

Kartographisches Kolloquium

Die Fachvorträge des Ortsvereins Karlsruhe der Deutschen Gesellschaft für Kartographie wurden im Winterhalbjahr 1982/1983 erstmals in Verbindung mit dem Studiengang Kartographie der Fachhochschule Karlsruhe (FH) als gemeinsame Kartographische Kolloquien veranstaltet. Die Vortragsfolge stand unter dem Generalthema „Atlaskartographie“. Veranstaltungsort war der Hörsaal 108 im Gebäude K der FH, Bismarckstr. 12.

Am 18. November 1982 sprach Professor Dr. Ferdinand Mayer von der Abteilung Kartographie des Geographischen Instituts der Universität Trier über das Thema „Nutzung von Satellitendaten für die Kartographie“. Professor Dr. Mayer leitete die Gesamtkonzeption des Diercke Weltraumbild-Atlasses der Firma Westermann in Braunschweig. Zur Bearbeitung verwendete man Landsat-Aufnahmen mit Falschfarbeneffekt. Für das Publikum musste die rote Farbe der Vegetation in Grün umgesetzt werden. Siedlungen sollen hingegen rot herauskommen, da diese sonst nicht zu erkennen sind. Landsat-Aufnahmen eignen sich besonders zur Herstellung von Karten, die rasch veränderliche Vorgänge zeigen, wie zum Beispiel die Neulandgewinnung in der Sowjetunion. Der Referent sieht die Führungsrolle bei der Herstellung von Weltraumbildern während der nächsten zehn Jahre nicht nur bei den Amerikanern, sondern auch bei den Franzosen, da dort die langfristig angelegten Programme zum Tragen kommen werden.

Dr. Helmut Schulze, Leiter der Kartographie des Klett-Verlags in Stuttgart, referierte am 9. Dezember 1982 über „Anschauung und Information im Alexander-Weltatlas“. Bei der Konzeption, dieses erst vor wenigen Jahren entstandenen Atlasses, war man bestrebt, für die geographischen Grundkarten durch möglichst nahe Anlehnung an das Luftbild einen anschaulichen Kartenstil zu entwickeln. Diese übersichtlichen Basiskarten bilden die Grundlagen für die breiten und universellen thematischen Aussagen. Physische Karten in konventioneller Höhenschichtmanier können jedoch auf einfache Art die geographischen Grundkenntnisse über die Erde vermitteln. Die Bodennutzungskarten sind meist nach den Nationalatlanten entstanden, die jedoch bedauerlicherweise nicht von der ganzen Erde erhältlich sind. So musste etwa für die Bearbeitung von Chinakarten auf geheimes Material zurückgegriffen werden.

„Auswertung von Unterlagen für thematische Karten – Beispiele aus dem Atlas Unsere Welt“ lautete am 20. Januar 1983 das Thema von Dr. Walter Thauer aus Bielefeld von der geographisch-kartographischen Anstalt Velhagen & Klasing und Schroedel. Als Gegenüberstellung von jeweils zwei Lichtbildern zeigte der Redner Probleme und Beispiele auf, die sich aus der Fülle seiner Arbeit als verantwortlicher Hersteller von geographischen Atlanten und Schulatlanten ergeben. Die für Kartenentwürfe zur Verfügung stehenden Unterlagen sind weltweit sehr unterschiedlich. Der Kartenbenutzer erwartet dagegen überall vergleichbares Material. Die westlichen Länder verfügen im Allgemeinen über genaue Unterlagen, wogegen im Osten geographische Angaben verzerrt dargestellt sein können. Man verwendet jedoch grundsätzlich Unterlagen aus den entsprechenden Ländern. Dr. Walter Thauer überzeugte auch durch die Vorführung von Negativbeispielen oder grotesken Lösungen zur Darstellung bestimmter Themen. Die vorgeführten Beispiele reichten von den Grundlagenkarten über Wirtschaftskarten bis zu den eigentlichen thematischen Karten. Angesprochen wurden Karten der kleinsten Maßstäbe bis hin zu den großmaßstäbigen Gemarkungskarten, etwa zum Thema Weinbau. Für die Einführung eines Schulatlasses von der Entwicklung, über ein langwieriges Prüfverfahren bis zum Verkauf an die Schüler ist eine große Zeitspanne anzusetzen. So sind die den Kartenblättern zu Grunde liegenden Daten praktisch zwangsläufig acht Jahre alt, bis die Schule in den höheren Klassen tatsächlich mit den Atlanten arbeitet, die in der fünften Klasse beschafft worden sind.

Den Abschluss der Vortragsserie zur Atlaskartographie gestaltete am 24. Februar 1983 Professor Dr. Dietrich 0. Müller von der FH mit dem Thema: „Das Afrika-Kartenwerk der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1963 bis 1983“. Hierbei handelt es sich um das international bedeutendste Kartenwerk Afrikas, obwohl es nur je ein repräsentatives Versuchsgebiet im Norden, Westen, Süden und Osten des Kontinents abdeckt. Die mehr als 50 großformatigen topographischen und thematischen Blätter sind anschaulich gestaltet und vielfarbig gedruckt. Sie bilden einen mutigen Versuch, die traditionsreiche deutsche Afrikaforschung neu zu beleben. In interdisziplinärer Zusammenarbeit konnte ein länderübergreifendes Gesamtwerk geschaffen werden, welches im Ausland große Bewunderung hinsichtlich der wissenschaftlichen und kartographischen Leistung fand. Die Karten decken zwar nur kleine Teile des Erdteils ab, haben jedoch Modellcharakter für die Entwicklung, Erprobung und Anwendung anderer Objekte. Für jede der vier Serien ist ein Kartensatz von bis zu 16 thematischen, in loser Folge erscheinenden, Blättern mit ausführlichen dreisprachigen Legenden vorgesehen. In Beiheften zu den thematischen Karten wurden Forschungsergebnisse und angewandte Untersuchungsmethoden ausführlich dargestellt. Kartenthemen bilden unter anderen Geologie, Hydrologie, Siedlungsgeographie, Wirtschaftsgeographie, Geomedizin und historische Geographie. Am Afrika-Kartenwerk besteht großes Interesse in Europa, USA und Japan, jedoch bedauerlicherweise nicht in den beteiligten Ländern selbst.

Geodätisches Kolloquium

Im Rahmen des Geodätischen Kolloquiums der Universität Karlsruhe fanden im Winterhalbjahr 1982/1983 vier Vorträge statt, zu denen die Mitglieder des Ortsvereins ebenfalls eingeladen worden waren. Es sind allerdings keine ausgesprochen kartographischen Themen behandelt worden.

Geologische Exkursion

Omnibusfahrt in den Kraichgau

Am 7. Mai 1983 startete der Ortsverein unter der Leitung von Professor Dr. Rolf Stellrecht vom Geologischen Institut der Universität Karlsruhe zu einer geologischen Exkursion in die Gegend von Maulbronn. Die fachmännisch ausgewählte Route führte über Bruchsal und durch den Kraichgau zur Burgruine Steinsberg. Nach dem Aufsuchen von etlichen Steinbrüchen wurde zum Mittagessen das Stromberggebiet erreicht.

 

Prof. Dr. Rolf Stellrecht am Steinsberg

Foto Helmut Lehmann

Prof. Dr. Rolf Stellrecht am Steinsberg

 

Der Nachmittag brachte neben der Besichtigung weiterer geologischer Aufschlüsse eine sehr interessante Führung durch die mittelalterliche Klosteranlage des Zisterzienserordens in Maulbronn. Leider haben nur relativ wenige Mitglieder von der ausgezeichneten Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Heimat einmal aus geologischer Sicht zu betrachten. Desto erfreulicher war die Beteiligung von zwei Kartographen aus Liberia. Die hervorragend organisierte Fahrt ist dank der ausgezeichneten Sach- und Ortskenntnis von Professor Dr. Stellrecht in jeder Beziehung gut verlaufen.

Der Ausklang des lehrreichen Tages erfolgte in gemütlicher Runde beim Bärenwirt in Pforzheim-Eutingen, wo man vor Jahresfrist schon einmal eingekehrt war.

Fachbereichsveranstaltung

Der Fachbereich Vermessungswesen und Kartographie der FH hat zu einer Vortragsveranstaltung eingeladen. Professor Dr. Günter Hell sprach am 2. November 1982 über seine Teilnahme an der Antarktis-Expedition 1981/1982 zum Thema „Geodätische Arbeiten im Rahmen der Gletscher- und Polarforschung“.

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung des Ortsvereins fand am 24. März 1983 im Nebenzimmer des Hotels „Große Linde“ in Karlsruhe-Durlach statt. Der Vorstand berichtete über die Aktivitäten der vergangenen Wahlperiode sowie über die Bemühungen des vier Jahre zuvor von der Mitgliederversammlung eingesetzten Arbeitskreises „Ausbildung“. So konnte der Berufsschulunterricht für Kartographen in Karlsruhe unter anderem durch die Einführung des Fachs „Praktische Fachkunde“ und durch die Aufnahme der Lehrtätigkeit durch zwei Nebenlehrer aus der kartographischen Praxis konkret verbessert werden.

Die turnusmäßige Vorstandswahl brachte folgendes Ergebnis:

Vorsitzender: Henning Wocke
Schriftführer: Helmut Lehmann
Kassenwart: Johannes Kuhs
Beisitzer: Professor Dr.-Ing. Kurt Brunner
Beisitzer: Reinhold Füg

Als Kassenprüfer wurden Klaus Breiter und Heinz Knörle wiedergewählt. Anschließend dankte der Vorsitzende den ausscheidenden bisherigen Vorstandsmitgliedern Volker Mann und Günter Zwirner für die jahrelange ausgezeichnete Mitarbeit. Für ihre fünfundzwanzigjährige Mitgliedschaft erhielten Henning Wocke und Otto Schöner die Ehrenurkunde des Präsidenten der DGfK überreicht.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung zeigte Dipl.-Ing. (FH) Bernd Hilberer, Karlsruhe, unter dem Thema „Eine Reise durch Australien“ ausgezeichnete Lichtbilder, die er anlässlich eines längeren Australienaufenthalts aufgenommen hat.

Auszeichnung von Kartographie-Absolventen

Auf Vorstandsbeschluss wird künftig jeweils am Semesterende den besten Absolventen des Studiengangs Kartographie der Fachhochschule Karlsruhe ein Buchpreis des Ortsvereins vergeben. Der Vorsitzende, Henning Wocke, konnte diese Auszeichnung erstmals am 11. Februar 1983 anlässlich einer kleinen Abschlussfeier an Klaus Mieseler überreichen. Erfreulicherweise wurde hierdurch ein mehrjähriges Mitglied des Ortsvereins Karlsruhe für seine ausgezeichneten Leistungen während des Kartographiestudiums geehrt.

Helmut Lehmann