Studienreisen-vor-2006.shtml 07.11.2012

Florenz

5. bis 9. Mai 2000

An der von den Professoren Dr. Joachim Neumann und Hans Kern vorbereiteten Fahrt nach Florenz haben 27 Personen teilgenommen, davon 14 Studierende. Die Reiseleitung hatte Prof. Dr. Neumann. Nach einigen, in letzter Minute erforderlichen Umplanungen, konnte das Programm wie folgt durchgeführt werden:

Freitag, 5. Mai 2000 (1. Tag)

Bald nach der Abfahrt gibt der Reiseleiter eine „kurze“ Einführung in die Geschichte der deutsch-italienischen Beziehungen, die den Zeitraum von den alten Römern bis zu Italiens derzeitigem Ministerpräsident Berlusconi umfasst. Im Tessin wird die Autobahn zur Durchführung einer alpinen kartenkundlichen Geländeübung mit Prof. Kern vor einer besonders markanten Stelle verlassen. Man studiert die Darstellung der Auswirkungen der Eiszeit in der topographischen Karte. Die Gelände-, Fels- und Gewässerwiedergabe wird mit der Natur verglichen. Sehr beeindruckend in Original und Karte sind die Kehrtunnel der Gotthardbahn und die Talbrücke der Autobahn. In Florenz angekommen, wird der größte Teil der Gruppe im Jugendhotel „Youth Firenze 2000“ untergebracht. Das preiswerte Haus entpuppt sich als recht schlicht. Die Übernachtung erfolgt teils in sehr kleinen Zweibett-, teils in Mehrbettzimmern. Hinzu kommt eine einfache Gästewohnung im Stadtzentrum.

Samstag, 6. Mai 2000 (2. Tag)

Der vorgesehene Besuch der Biblioteca Medicea Laurenziana wird seitens der Bibliothek wegen Bauarbeiten kurzfristig abgesagt. Unter Prof. Dr. Neumanns Führung besichtigt die Gruppe das Museo di Storia della Scienza, das Museum für die Geschichte der Naturwissenschaften. Man sieht unter anderem alte Globen und Instrumente wie Quadranten, Jakobsstäbe, Theodolite, Zirkel und verschiedene Messinstrumente. Ein arabischer Himmelsglobus stammt von 1080. Im Globensaal steht eine beachtliche Zahl bekanntester Erd- und Himmelsgloben, wie zum Beispiel von Adrianus Hondius jun. (1613), Willem Jansz Blaeu (1622), Vincenzo Coronelli (1696) und vielen anderen. Beeindruckend sind die Originalfernrohre von Galilei, mit denen er 1610 die Jupitermonde entdeckte. Das ptolemäische Weltbild wird mittels einer um 1590 von Antonio Santucci vorwiegend aus hölzernen Zahnrädern gefertigten überdimensionalen Armillarsphäre veranschaulicht. Anschließend begrüßt uns Dr. Helga Meighörner-Romei zur Besichtigung der Uffizien, einer der größten und bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt.

Sonntag, 7. Mai 2000 (3. Tag)

Der kartographische Stadtrundgang beginnt am Palazzo Pitti, der von 1865 bis 1871 Sitz der italienischen Regierung war. Das Wetter ist regnerisch. Weiter geht es über die Ponte Vecchio, die Alte Brücke, zum imposanten Dom. An der Außenfront befindet sich ein Relief eines Geowissenschaftlers mit Quadrant und Erdkugel, die schon zweihundert Jahre vor Galilei angebracht worden ist. Schließlich kommen wir zum gotischen Palazzo Vecchio, dem Alten Palast. Wir lassen uns bewusst durch diesen führen, weil man nur so einen uns bekannten Kartensaal besichtigen kann. Dieser Raum wird durch einen riesigen lederbespannten Globus beherrscht, der wie sämtliche hier gezeigten Karten aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammt.

Die für den Nachmittag vorgesehenen topographischen Erkundungen werden wegen des anhaltend schlechten Wetters kurzfristig durch eine geographische Exkursion in die Toskana ersetzt. Die Route führt nach San Gimignano, der Stadt der Geschlechtertürme.

Montag, 8. Mai 2000 (4. Tag)

Für heute hat uns General Matteo Facio Russo, Chef des Istituto Geografico Militare (IGM), des Militärkartographischen Instituts, zur Besichtigung seines Hauses eingeladen. Das IGM ist unter anderem für die topographischen Karten ganz Italiens zuständig. Es hat Funktionen und Aufgaben, wie bei uns ein Landesvermessungsamt. Das Institut wurde 1865 gegründet und im säkularisierten Kloster „San Marco“ untergebracht. Dort befindet sich heute noch die Zentrale. Die Reiseleitung wird zunächst von Brigadegeneral Andrea Caccamo und Oberstleutnant Giovanni Orrù, Attaché für Öffentlichkeitsarbeit, empfangen. Dieser übernimmt die weitere Führung in englischer Sprache, teilweise in Deutsch assistiert von Hauptmann Alessandro Vollono. Das IGM weist gleichzeitig militärische und zivile Strukturen auf. Es verfügt über eine Schule zur Ausbildung des geodätischen, topographischen und kartographischen Nachwuchses. Beim photogrammetrischen Dienst wird gerade für die Erneuerung der topographischen Karte 1 : 25 000 weiter Landesteile im Maßstab 1 : 5 000 völlig neu digital ausgewertet. Der Zeichendienst generalisiert 1 : 25 000 nach 1 : 5 000, teilweise automatisch mit hausgemachter Generalisierungssoftware. Weiter geht es zum Datendienst, wo weltweit kleinmaßstäbige Karten bearbeitet werden. Man führt die Flugsimulation vor. Die militärischen Daten sind zum Teil auch zivil zugänglich. Die Gebäude wurden dem IGM einst mitsamt der Klosterbibliothek übergeben. Die unter anderem auch in der ehemaligen Barockkirche untergebrachte Bibliothek umfasst heute ca. 180 000 kartographische Dokumente, aber auch geodätische Instrumente und Globen. Ein Theodolit von Ertel und Fraunhofer (1825) sowie ein Erd- und ein Himmelsglobus haben Ehrenplätze. In Vitrinen ist unter anderem ein original Ortelius-Atlas ausgestellt. Beim IGM haben wir hochkarätige Militärs kennen gelernt, aber leider etwas wenig im fachlich modernen Teil erfahren. Man hat jedoch gesehen, dass auch dort mit den gleichen Werkzeugen gearbeitet wird, wie an der Fachhochschule Karlsruhe (FH).

Die kurze Mittagspause wird zur Beschaffung von Bargeld genutzt. Das Hotel hat angeblich noch kein Konto und kann deshalb nicht abbuchen. Man will wohl Cash sehen. Die Reiseleitung benötigt deshalb vier Millionen Lire Bargeld. Diese Summe gibt kein Geldautomat auf einem Mal her. Bei der „Deutschen Bank“ spricht niemand deutsch. Unangenehmer ist, dass kein Bargeld ausgezahlt wird. Bei der „Bank der Toskana“ erklärt man beide Karten des Reiseleiters für „negata“, für „nicht gedeckt“, obwohl diese zu Hause einwandfrei funktioniert haben. Erst die Goldene EC-Karte des Vorsitzenden wird akzeptiert. Da wir auf der Fahrt zu Nova Rico an der Piazzale Michelangelo vorbeikommen, halten wir kurz. Von diesem Aussichtspunkt haben wir einen herrlichen Blick auf Florenz. Hier muss man auf der Hut sein, denn es warten nicht nur Busse und Touristen, sondern auch Kriminelle. Aber unsere vier Mille bleiben unangetastet.

Nachdem wir Florenz verlassen haben, kommen wir durch Certoga. Ab hier wird der Bus von der Firma aus in Englisch per Handy zu Nova Rico Spa in Impruneta navigiert. Das Werk stellt nur Erd- und Himmelsgloben her, diese aber in allen Variationen. In Englisch zeigt und erläutert Exportleiterin Camilla Lattazi die Produkte. Aus politischen Gründen kann man niemals den gleichen Globus nach England und Argentinien (Konflikt um die Falklandinseln), nach Indien und Pakistan (Kaschmir-Konflikt) oder nach Israel und in die arabischen Länder liefern, denn auf arabischen Globen darf Israel nicht erscheinen. So produziert man physische und politische Globen in 30 verschiedenen Sprach- bzw. Länderversionen. Es gibt Spezialgloben wie etwa den Guinness-Globus, der die höchsten Bauwerke, die größten Kirchen oder das sonst noch Bedeutendste eines Landes zeigt. Für Italien steht das Kolosseum in Rom, für Deutschland ein überschäumender Bierkrug. Anschließend führt uns Camilla Lattazi durch das Werk. Wir erleben Globen auf dem Fließband. Zwei Globushälften werden zunächst auf PVC gedruckt, das dann unter Vakuum deformiert über eine feste Kunststoffkugel gezogen wird. Nur die verschweißte Naht wird ggf. noch von Hand überarbeitet. Die Inhaber Riccardo Donati und Stefano Strata lernen wir abschließend kennen. Wir bekommen zwei Globen für die Ausbildung in der FH überreicht. Prof. Kern lädt Frau Lattazi zu einem Besuch in Karlsruhe anlässlich der Frankfurter Buchmesse ein. Mit Nova Rico haben wir eine interessante Spezialfirma besucht, die eine weltweite kartographische Marktnische belegt. Hier sind wohl nicht alle Betriebsgeheimnisse preisgegeben worden. In der Verformung der flachen PVC-Folie zur Kugel steckt offensichtlich ein internes Know-how.

Dienstag, 9. Mai 2000 (5. Tag)

Früh starten wir in Richtung Mailand. Dort beginnt nachmittags die Besichtigung der Kartographie des Touring Clubs Italiano (TCI). Da wir schnell durchkommen ist noch Zeit, mit der U-Bahn in die City zum Dom zu fahren. Beim TCI führt uns Frau Alba Sgarzi auch wieder in Englisch durch den Betrieb. 22 Angestellte widmen sich hauptsächlich der Fortführung vorhandener Karten und Bücher. Weitere Fachleute sind außer Haus tätig. Der „Atlante stradale de Italia“ im Maßstab 1 : 200 000 hat eine Auflage von 1 000 000. Im Verlauf des Rundgangs stoßen Chefkartographin Andreina Galimberti und ihr Vorgänger, Direttore Scientifico Prof. Dr. Roberto Melis, gleichzeitig Präsident der Italienischen Kartographischen Gesellschaft, hinzu. An einem Leuchttisch sieht man konventionelle Kartenoriginale. In der Praxis arbeitet man dagegen mit FreeHand, Illustrator, Corel Draw usw. In einer anderen Station ist Intergraph-Software im Einsatz, betreut von Claudio Volpi. Der Datensatz für ein Straßenkarten-Modell von ganz Europa wird im Maßstab 1 : 800 000 aufgebaut. Die Datei kann zwischen 1 : 600 000 und 1 : 1 000 000 variiert werden. Dies gilt unter anderem auch für die Projektion. Ein großformatiger Photoplotter ist vorhanden. Abschließend bekommen wir Kartendrucke für die FH. Der TCI mit seiner großen Kartographie brachte den fachlichen Höhepunkt der Reise. Man sah viel qualifizierte Arbeit für Kartenredakteure, wie sie die FH-Absolventen im Idealfall auch bekommen sollten. Die eingesetzten Programme sind weitgehend bekannt. Was man dort verwendet, haben alle Studierenden in Karlsruhe in den Übungen direkt und intensiv kennen gelernt. Im Bereich der Geoinformationssysteme sind die Abteilungen relativ klein. Die Internet-Kartographie ist noch fast gar nicht vertreten.

Während der Rückreise gibt Prof. Kern eine Zusammenfassung über die drei besuchten kartographischen Institutionen. Die Besuche hätten gezeigt, dass die Karlsruher FH-Ausbildung genau diejenige sei, die in Zukunft ankomme. Prof. Kern sieht für die Absolventen des Studiengangs sehr gute Zukunftsperspektiven. Beim Touring Club Italiano hätte ein Karlsruher Praktikant gute Aussichten. Mit Unterstützung von Prof. Dr. Melis ist auch eine interessante Diplomarbeit im Internetbereich denkbar. Wir hätten eine überall erfolgreiche kartographische Lehrfahrt nach Italien durchgeführt. Es gab keine Schwierigkeiten in den Terminplanungen, die Quartiere waren preiswert, was sich allerdings im Komfort bemerkbar gemacht hätte. Bei dieser Fahrt, hätten die Teilnehmer Florenz kennen gelernt und sogar den Mailänder Dom gesehen. Leider sei dies eine seltene Gelegenheit gewesen, denn die finanzielle Unterstützung durch die Sektion Karlsruhe sei nicht jedes Jahr möglich, auch nicht jedes zweite Jahr, wahrscheinlich sogar noch seltener. Die Lehrfahrt sei auch für den Schatzmeister der DGfK erfolgreich gewesen, weil im Vorlauf 22 neue Mitglieder für die DGfK gewonnen werden konnten. Vielleicht fänden sich jedoch künftig andere Geldquellen. So könnte man nach einer so erfolgreichen Fahrt den Präsidenten der DGfK um Unterstützung dafür bitten, dass wir so etwas wiederholen können. Auch Nachfragen im Ministerium, ob im Rahmen der Auslandskontakte finanzielle Unterstützungen möglich sind, seien denkbar. Abschließend dankte Prof. Kern den Studentinnen, welche die Geschenkmappen für die Gastgeber vorbereitet hatten.

Abends erreicht der Bus wohlbehalten Karlsruhe. Aus der Reihe der Studierenden wird die Absicht bekundet, bei der nächsten Lehrfahrt wieder dabei zu sein.

OV-Info 3/2000 vom 18. Juli 00, Seite 1 ff

Reiseteilnehmer

Eberhard Hayn und Frau, Peter Huber, Kerstin Huppenbauer, Tanja Jalke (Sektion Berlin-Brandenburg), Christian Keller, Hans Kern und Frau, Lothar Klaumünzner und Frau, Gunhild Kuschel, Meike Landmann, Helmut Lehmann und Frau, Christiane Maaz, Mathias Motz, Karlheinz Müller und Frau, Hrvoje Mustapic, Dr. Joachim Neumann, Katharina Pfeil, Oliver Schmitz, Doris Simon, Christian Stern, Kristina Süßmilch, Holger Tuttas, Hans-Jürgen Zylka

Helmut Lehmann

Florenzfahrt-Nachfeier

Die Teilnehmer der Lehrfahrt nach Florenz trafen sich am 20. Juli 2000 noch einmal im Innenhof des K-Gebäudes der FH zu einer kleinen Nachfeier. Bei Butterbrezeln und Chianti-Wein wurden die in der Toskana verbrachten schönen und interessanten Tage wieder lebendig. Mitgebrachte Fotos und die Vorführung von zwei kleinen Dia-Serien taten ihr übriges.

Helmut Lehmann

Budapest

4. bis 9. September 1998

Erfreulicherweise fand die Studienreise nach Budapest vom 4. bis 9. September 98 wie angekündigt statt. Prof. Dr. Joachim Neumann hat für die aus 29 Personen bestehende Gruppe Vorbereitung, Organisation und Reiseleitung übernommen. Den Budapestaufenthalt selbst organisierte dankenswerterweise Prof. Dr. István Klinghammer vom Kartographischen Institut der Universität Budapest.

Freitag, 4. September 1998 (1. Tag)

Die Reise wird mit einem bequemen Bus der Firma Keller aus Leimersheim durchgeführt. Um 19.00 Uhr geht es in Rülzheim bei Pietruska los. Eine Stunde später erfolgt der eigentliche Start bei der Fachhochschule Karlsruhe. Für Essen und Trinken während der Fahrt sorgt Margarete Pietruska mit ihren Helferinnen und Helfern. Die erste Nacht wird bis in die slowakische Hauptstadt Bratislava (Pressburg) durchgefahren.

Samstag, 5. September 1998 (2. Tag)

Kurz nach 8.00 Uhr morgens erreicht der Bus Bratislava. Zum Frühstück wird der Weinvorort Raca mit dem Hotel „Barónka“ angefahren, in dem man die nächste Nacht verbringen wird. Das Hotel stellt sich als ein Plattenbau aus der sozialistischen Zeit heraus. Zwar ist das Restaurant schon renoviert, aber sonst gibt es noch viel zu tun.

Nach einem dürftigen Frühstück fahren wir zurück nach Bratislava zur Stadtbesichtigung. Die Stadtführerin zeigt und erklärt die von der Habsburger Kaiserin Maria Theresia zu einer prunkvollen Residenz umgebaute Burg Pressburg. Im Turm der Burg ist die Heilige Elisabeth geboren worden, die als Landgräfin auf der Wartburg gelebt hat. Die Pressburg war über 100 Jahre lang Brandruine. In der Burg wird gerade eine Tiefgarage gebaut. Unser Blick fällt auf die vielen Plattenbauten am anderen Donauufer.

Das bis 1919 ungarische Bratislava ist mit seinen 280 000 Einwohnern die jüngste europäische Hauptstadt. Die Stadt hatte die Hauptstadtfunktion bereits von 1938 bis 1945 und übt sie nun wieder seit der Teilung der Tschechoslowakei am 1. Januar 1993 aus. Den heutigen Namen Bratislava führt Pressburg seit 1918. Vorher galten der ungarische Name „Pozsony“, der slawische Name „Prespurk“ und der deutsche Name „Pressburg“. Das Slowakische Parlament verfügt über ein modernes Gebäude neben der Burg.

Die renovierte Altstadt ist heute Fußgängerzone. Bratislava wurde nie erobert. Im Unterschied zu Budapest sind deshalb viele alte Gebäude noch vorhanden. Die ehemalige ungarische Krönungsstadt ist baugeschichtlich interessanter als Budapest. Sehenswürdigkeiten sind der gotische St.-Martins-Dom, das Alte Rathaus, das Primatial- bzw. Erzbischöfliche Palais und das Michaelertor. Das Alte Rathaus hat kein Goldenes Dacherl wie Innsbruck, aber immerhin ein Majolikadacherl. Stündlich erklingt das Glockenspiel vom Rathausturm. Das klassizistische Primatialpalais, während das übrige Ungarn türkisch besetzt war, Residenz des Erzbischofs von Esztergom (Gran), ist der schönste Palast der Stadt. In diesem Hause wurde nach der Schlacht von Austerlitz 1805 zwischen Napoleon und Kaiser Franz II der „Frieden von Pressburg“ geschlossen, womit das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eingeläutet wurde.

Es gibt drei originelle Bronzefiguren: den Napoleonischen Soldaten, den Schönen Nazi (Nazarus) und den Kanalarbeiter. Um eine Wirtstochter zu bekommen, hatte während der napoleonischen Besatzung ein Soldat dem Vater der Angebeteten das Champagner-Rezept verraten.

Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Leider regnet es stark. Einige erkunden die Innenstadt. Es ist Gelegenheit, das historische Café Mayer aufzusuchen und den St.-Martins-Dom kennen zu lernen. Als die ungarische Hauptstadt Buda von den Türken besetzt war, wurden hier lange Zeit die ungarischen Könige gekrönt. Wir bewundern ein Hochzeitspaar. In der Slowakei wird die kirchliche Trauung vom Staat anerkannt.

Abends geht es noch einmal gruppenweise nach Bratislava. Die Straßenbahnlinie 5 fährt direkt in die Innenstadt. Zum Essen trifft sich der größte Teil der Reisegruppe im Weinlokal „Franziskanerkeller“. Das Essen ist gut und preiswert. Man isst beispielsweise zunächst eine slowakische Krautsuppe, ein Schnitzel „Kardinal“ und als Nachtisch Palatschinken. Dazu gibt es Wein aus der Umgebung. Zur Unterhaltung spielt eine Zigeunerkapelle.

Der Abendspaziergang fällt wegen des anhaltenden Regens aus. Die Straßenbahnfahrt klappt inzwischen gut. Fahrkarten kauft man beim „Trafik“. An der Haltestelle und in der Bahn kommt man leicht mit Einheimischen in Kontakt. Von den Älteren wird man immer wieder deutsch angesprochen. Ein junger Mann begleitet uns bei strömendem Regen noch bis zum Hotel, damit wir es auch wirklich finden.

Sonntag, 6. September 1998 (3. Tag)

In der Nacht regnet es stark. Der Wind heult. Es ist stürmisch. Die Fahrt geht der Donau entlang über Komárno nach Esztergom (Gran) zum Donauknie. Jetzt hat der Reiseleiter genügend Zeit, die ungarische Geschichte zu erklären. So hören wir von der Landnahme der ungarischen Stämme im Jahre 896 unter Führung des Fürsten Árpád, vom ersten ungarischen König Stephan, vom Einfall der Mongolen, vom Renaissancekönig Matthias, von der türkischen Besetzung, von der Türkenvertreibung durch die Habsburger, von der Besiedlung weiter Landstriche durch die Donauschwaben und die Siebenbürger Sachsen, von den Unabhängigkeitskämpfen gegen die Habsburger und von vielem anderen mehr.

In Esztergom treffen wir auf Prof. Dr. István Klinghammer und Geograph Dr. Antal Nemerkenyi. Da die Budapester Herren noch nicht da sind, weil sie noch nicht so früh mit uns gerechnet hatten, wird entschieden, zunächst im „Rittersaal“ Mittag zu essen.

Dann übernimmt Prof. Dr. István Klinghammer die Reiseleitung. Dr. Nemerkenyi zeigt uns die Kathedrale von Esztergom. Diese hoch über der Donau gelegene klassizistische Basilika ist die größte Kirche Ungarns. Für die Einweihungsfeierlichkeiten schrieb Franz Liszt einst die Graner Messe. Im Südflügel ist die aus rotem Marmor geschaffene Bakócz-Kapelle von 1506 eingebaut. Bis zum 13. Jahrhundert war Esztergom Residenz der ungarischen Könige. Noch heute ist die Stadt das Zentrum der römisch- katholischen Kirche in Ungarn. Der letzte Erzbischof, der hier begraben wurde, war Kardinal Mindzenty, der während des kommunistischen Regimes jahrzehntelang in der US-Botschaft in Budapest ausgeharrt hat.

Der deutsche Name der Stadt kommt von dem gegenüber in die Donau mündenden Flüsschen Gran. Bei Esztergom zwängt sich die Donau zwischen zwei Mittelgebirgszügen hindurch, um dann scharf rechts nach Süden in Richtung Budapest abzubiegen. Diese Erholungslandschaft ist als Donauknie bekannt. Die Donaubrücke von Esztergom wurde seit dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Das hätten die Slowaken auf der anderen Seite des Stromes verhindert. Vor Jahren wollte man hier eine große Staustufe bauen. Obwohl das Projekt heute von ungarischer Seite vom Tisch ist, hatte man leider schon mit den Bauarbeiten begonnen.

Wir fahren weiter der Donau entlang und erreichen bald Visegrád. Nachdem sich die Bevölkerungszahl fast halbiert hatte, siedelten sich 1686 nach der Befreiung des Gebietes von den Türken hier Deutsche an. Hoch oben über der Stadt genießt man die Aussicht, die sich bei der Ruine der Hochburg bietet.

In der Künstlerkolonie Szentendre (St. Andreas) haben wir wieder einen längeren Aufenthalt. Auf der Flucht vor den Türken ließen sich hier einst viele serbische, dalmatinische und griechische Familien nieder. Obwohl die Stadt von Touristen überlaufen ist, hat sie doch ein besonderes kulturelles Flair erhalten. Entsprechend der konfessionellen Zusammensetzung der Bevölkerung gibt es eine serbische, eine griechische und eine römisch-katholische Kirche. In einem Museumslokal kehren wir kurz ein und zahlen für unsere Getränke überhöhte Preise.

Am Abend erreichen wir Budapest. Die Stadt hat zwei Millionen Einwohner. Das ist ein Fünftel ganz Ungarns. Budapest verfügt über mehr als 100 warme Quellen, die zum Teil schon von den Römern genutzt wurden. Prof. Dr. Klinghammer hat uns im Hotel bzw. Universitätsgästehaus „Peregrinus“ in Pest in der Szerb utca 3 (Serbenstraße 3) untergebracht. Das Haus liegt in der Altstadt von Pest, nur wenige Minuten von der Universität entfernt, wo auch der Bus abgestellt wird. Man kann das Hotel nur zu Fuß erreichen. Dafür beginnt die Fußgängerzone von Pest gleich um die Ecke. Auch die weltbekannte Markthalle befindet sich in der Nähe. Das Peregrinus ist ein altes, aber gut renoviertes Gebäude. Die Zimmer sind geräumig und das Frühstücksbüfett ist gut. Zum Abendessen empfiehlt Prof. Dr. Klinghammer das Restaurant „Fatal“. Leider ist dieses Lokal besetzt. Wir finden ein anderes, in welchem man auch sehr gut isst.

Montag, 7. September 1998 (4. Tag)

Heute führt uns Thomasz Nagy. Das Programm beginnt in Buda mit einem Besuch der Ferenc Scechényi Nationalbibliothek, die im Burgpalast untergebracht ist. Vor dem Eingang spielt eine Kapelle. Am Denkmal des Prinzen Eugen von Savoyen bietet sich eine herrliche Aussicht auf die Stadt. Katharin Klichál, die Leiterin der 80 000 Stücke umfassenden Kartensammlung, begrüßt uns und führt durch eine interessante Ausstellung alter Karten, die man in zwei Räumen für uns zusammengestellt hat. Gezeigt werden Karten von Ungarn, von Europa und aus aller Welt. Viel Interesse finden alte Karten Badens. An der Wand hängt ein großer Plan der Stadt Wien von 1769, der aus Drucken von 24 Kupferplatten zusammengesetzt ist. Von den gedruckten Karten ist die älteste Landkarte Ungarns von Lazarus aus dem Jahre 1528 am bedeutendsten. Die Sammlung verfügt über etwa 3 000 handgezeichnete Karten. Zu den frühesten handgezeichneten Exemplaren gehört die Seekarte „CARTAE MARITIMAE“ von 1474.

Vom Burgpalast gehen wir zu Fuß zur Besichtigung der Kartenabteilung des Kriegsgeschichtlichen Museums (Országos Hadtörténeti Múzeum). Am Eingang empfangen uns Uniformierte. Der Portier trägt eine Pistole. Auch hier hat die Leiterin der Kartenabteilung besonders interessante Stücke ausgelegt. Die vor 1918 erschienenen Kriegskarten sind in Wien archiviert. Von der Josephinischen und der Franziskanischen Landesaufnahme verfügt Ungarn nur über Faksimile. Seit den fünfziger Jahren gibt es eine eigene ungarische topographische Kartographie. Die Kartensammlung umfasst etwa 150 000 Archivstücke.

Ein Bummel durch das Burgviertel von Buda und zur Fischerbastei wird durch das Mittagessen unterbrochen. Dann fahren wir zum gerade fertig gestellten Neubau der Geographischen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität, wo wir von Prof. Dr. Klinghammer begrüßt werden. Unser Gastgeber leitet das Kartographische Institut und ist gleichzeitig Prorektor der Universität. Hier werden künftig vier Dozenten und vier Ingenieure 70 Studentinnen und Studenten ausbilden. Im Schnitt besteht jedes Semester aus 15 Personen. Der Andrang der Studieninteressenten ist so groß, dass neben dem Abitur noch eine strenge Aufnahmeprüfung durchgeführt wird. Sehr beeindruckend ist das Chefzimmer im sechsten Obergeschoss. Als Eckraum bietet es einen herrlichen Blick auf Donau, Friedensbrücke und Altstadt. Das Haus wird modern eingerichtet. Der Lehrbetrieb soll 14 Tage nach unserem Besuch aufgenommen werden. Als Gastgeschenk übergibt der Reiseleiter auf der Dachterrasse des Hauses einen „Großen Atlas der Welt“ von Bertelsmann an Prof. Dr. Klinghammer für dessen Institut.

Heute haben wir im Restaurant „Fatal“ reserviert. Es wird ein sehr netter Abend. Das Essen ist hervorragend und die Portionen sind riesengroß. Allerdings bekommt man wie immer für alle zusammen nur eine einzige Rechnung. Frau Kern rechnet ab und beweist damit spontan ihre Eignung als Vereinskassiererin.

Dienstag, 8. September 1998 (5. Tag)

Unser heutiger Führer ist Dr. Dipl.-Geogr. János Györffy. Zunächst fahren wir zum Museum des Militärkartographischen Instituts Tóth Ágoston der Ungarischen Armee, dem „Ungarischen Landesvermessungsamt“. Am Eingang kontrollieren Soldaten unsere Pässe. Im Hof laden Uniformierte Papierstapel für die Druckerei von einem Militär-LKW ab. Dann führt uns ein Oberst durch das 1981 gegründete Museum. In zwei Abteilungen wird die Geschichte der amtlichen Vermessung und Kartographie vor bzw. nach Ende des 2. Weltkrieges dargestellt. Seit 1919 gibt es ein unabhängiges ungarisches Militärkartenwesen. Zu sehen sind unter anderem Erinnerungsstücke aus den Bereichen Geodäsie, Topographie, Photogrammetrie, Kupferstich und Druckerei. Leider lernen wir nur das Museum kennen, aber keine modernen Verfahren.

Anschließend fahren wir zur Cartographia Kft. (GmbH) in Pest. Wir werden durch die stell- vertretende Chefin begrüßt. Eine zweite Dame spricht sehr gut deutsch. Der Großbetrieb ist nach der Wende privatisiert worden. Einige Geschäftsbereiche, wie beispielsweise die Photogrammetrie, wurden verkauft. Der verbleibende Personalbestand musste stark abgebaut werden. Heute stellt man Straßenkarten, Stadtpläne, Reise- und Touristenkarten, Atlanten, CD-Atlanten sowie Schulatlanten her und vertreibt dieses Sortiment. Hinzu kommen die Zusammenarbeit mit westlichen Verlagen und eine weltweite Auftragskartographie. Zunächst besichtigen wir die Druckerei. Dort wird gerade ein Atlas gedruckt. Dann geht es in die Arbeitsräume der Kartenredaktion und Kartographie, wo weitgehend rechnergestützt gearbeitet wird. Hier beginnt sofort ein interessierter Erfahrungsaustausch zwischen den ungarischen und den badisch-pfälzischen Kollegen. Abschließend stellt man das Verlagsprogramm vor und überreicht uns einige Kartenbeispiele.

Während der Rückfahrt in das Stadtzentrum gibt es einen Zwischenhalt am Heldenplatz, den man im vorigen Jahrhundert zur Eintausendjahrfeier der Ungarischen Landnahme angelegt hat. Riesige Denkmale erinnern an die Großen der Nation, an erster Stelle an Fürst Árpád.

Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Zur Entspannung werden Besuche der Altstadt, der Markthalle, der Margareteninsel und des Gellértbades empfohlen. Die Gruppe Pietruska macht eine Bootsfahrt zur Margareteninsel. Prof. Dr. Joachim Neumann animiert andere zum Besuch des 1918 im Jugendstil erbauten Gellértbades, des schönsten Thermalbades der Stadt. Hier gibt es Bade- und Schwimmbecken mit unterschiedlichen Temperaturen, teilweise in der Halle, teilweise im Freien.

Das gemeinsame Abendessen mit Frau und Herrn Klinghammer sowie mit den übrigen Herren der Universität findet im Restaurant „Zum Traurigen Hirten“ auf dem Gellértberg statt. Zunächst umrundet der Bus jedoch die von den Habsburgern im vergangenen Jahrhundert errichtete Zitadelle und lässt uns einen Blick auf das herrlich beleuchtete Budapest werfen. Auch das Lokal bietet eine großartige Aussicht. Wir speisen in einem blau/weiß gehaltenen Salon, werden bestens versorgt und bedient. Es gibt ein Menü mit mehreren Gängen und genügend Wein vom Plattensee. Der Abend bildet den ausgesprochenen Höhepunkt der Reise, die der Pflege der traditionell guten Beziehungen zwischen den Budapester und den Karlsruher Kartographen gedient hat. Darüber hinaus ist man sich einig, dass dieser schönen Reise des Ortsvereins weitere Auslandsreisen folgen sollen.

Mittwoch, 9. September 1998 (6. Tag)

Um 8.00 Uhr steht der Bus vor der Markthalle zur Rückfahrt bereit. Die Fahrt verläuft zügig. An der ungarisch-österreichischen Grenze gibt es einen kurzen Aufenthalt. Auch bei der Rückfahrt hat die Firma Pietruska dankenswerterweise bestens für Essen und Trinken gesorgt. So gibt es auf der Höhe des Stifts Melk eine Pause mit Pfälzer Wurst und Schoppen. Eine kleine Kaffeepause wird am Ufer des Chiemsees eingelegt. Die Durchfahrt durch München gestaltet sich etwas zäh. Gegen 21.30 Uhr erreichen Bus und Insassen dank des hervorragenden Fahrers Helmut wohlbehalten die Fachhochschule.

Helmut Lehmann
Reisebericht vom 26. Oktober 1998

Reiseteilnehmer

Karl Andreas, Barbara Axtmann (Gast), Irene-Annette Bergs (Gast), Klaus Breiter, Claudia Bauchheuß (Gast), Olaf Friedemann, Dorothea Graffe, Matthias Grün, Hans Kern und Frau, Lothar Klaumünzner und Frau, Gerd Kudoke, Helmut Lehmann, Karl-Heinz Müller und Frau, Markus Müller, Dr. Joachim Neumann und Frau, Iris Notheis (Gast), Franz Pietruska und Frau, Wolfgang Reibold, Denis Rincic (Gast), Hans Sack und Frau, Hans-Jürgen Zylka und Frau, N.N. (Gast)

Helmut Lehmann

Paris

19. bis 22. September 1996

Donnerstag, 19. September 1996 (1. Tag)

Bereits morgens um 6.00 Uhr startete der Autobus der Firma Hirsch-Reisen zur zweiten Parisreise des Ortsvereins. Obwohl der Reiseleiter Prof. Dr. Joachim Neumann mit 22 Teilnehmern durchaus zufrieden sein konnte, reichte es nicht für einen eigenen Bus. Das Reisebüro hat als Veranstalter die restlichen Plätze im Omnibus anderweitig verkauft, um die Fahrt durchführen zu können.

Die Reiseroute führte zunächst durch das Elsass in Richtung Lothringen. Nachdem unser Fahrer Robert das vorgesehene Reiseprogramm erläutert hatte, ergriff Prof. Dr. Neumann das Mikrophon und gab es nicht wieder her. Zur Einstimmung hörten wir interessante Ausführungen über die Geschichte Frankreichs, die in Reims begonnen hat, als sich der Merowingerkönig Chlodwig im Jahre 496 dort taufen ließ. Vorher war dieser Mann der größte Tyrann und „Schlächter“ der Menschheit im damaligen Europa. Französische Geschichte ist in weiten Teilen auch deutsche Geschichte. Nach einer knappen Stunde wurde Kollege Neumann vom Sprecher einer ebenfalls mitreisenden kleineren Gruppe darauf aufmerksam gemacht, dass es doch nun Zeit sei, die Ausführungen zu unterbrechen. So konnten wir die letzten 300 Jahre erst kurz vor dem Reiseziel abhandeln.

In Reims wurde die Fahrt zur Mittagspause unterbrochen. Es gab Gelegenheit, die Kathedrale anzuschauen. Hier bereitete man sich gerade auf den Besuch des Papstes vor, der am folgenden Sonntag an den 1500-jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten der Chlodwigstaufe teilnahm.

In Paris angekommen, stieg am Place de la Bastille unsere Stadtführerin Madame Elke zu. An dieser Stelle begann 1789 die Französische Revolution mit dem Sturm auf die Bastille. Heute steht dort das neue Opernhaus. Bei Regenwetter fuhren wir zu den Seine-Inseln, dem Place de la Concorde, der Avenue des Champs Elysees, dem Triumphbogen und all den anderen Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt. Bei der Kirche Sacré-Coeur auf dem Montmartrehügel regnete es kräftig. Die Maler hatten längst ihre Aquarelle in Sicherheit gebracht. Am Trocadéro wurde kurz ausgestiegen, um einem Blick auf den Eiffelturm zu werfen. Durch die Rue du Faubourg St Honoré ging es vorbei an den vornehmen Geschäften der Pariser Haute Couturies wie Karl Lagerfeld, Yves St-Laurent und den anderen. Am Montmartre-Friedhof erwähnte die Stadtführerin das dortige Grab des badischen Majors Johann Gottfried Tulla, der einst den Oberrhein reguliert hat.

Zum Abendessen traf man sich im Restaurant St-Germain, gleich um die Ecke hinter unseren Hotels.

Freitag, 20. September 1996 (2. Tag)

Am anderen Tag wurde die Stadtrundfahrt fortgesetzt. Sie begann am Palais Royal, dann ging es zu Fuß in den Hof des Louvre. Es folgten die Besichtigungen der Kathedrale Nôtre-Dame, der Ste-Chapelle und des Invalidendoms mit Napoleons Marmorsarkophag.

Der Nachmittag stand zur freien Verfügung.

Die Kartographen nutzen diese Gelegenheit, um einen Besuch bei Michelin einzuschieben. Wir wurden von Herrn Paterno und seinen Kollegen empfangen. Es folgte etwas ganz neues für den Ortsverein: Die ersten in englischer Sprache gehaltenen Fachvorträge. Michelin produziert seit über 100 Jahren Autoreifen und hat auch auf kartographischem Gebiet eine große Tradition. Zuerst gab man den roten Führer heraus. In den Jahren 1910 bis 1913 erschienen die ersten Straßenkarten, seit den zwanziger Jahren die grünen Touristikführer. Heute beschäftigt dieser Familienbetrieb 200 Kartographen. Michelin ist damit das größte Unternehmen der Privatkartographie. Die Auflagehöhe aller Karten und kartographischen Erzeugnisse zusammen liegt bei etwa 13 Millionen Stück. Die 156 Frankreichkarten erscheinen jährlich neu, die übrigen alle zwei Jahre. Wegen der Vergabe der berühmten Sterne prüft das Michelin-Inspektorenteam in 95 Ländern ständig Restaurants und Hotels. Auch bei der Produktion gibt es eine laufende Qualitätskontrolle, die bis hin zum Falzen reicht. Heute bietet Michelin einen im Fahrzeug eingebauten CD-Informationsdienst an, der alle drei konventionellen Informationsmittel in sich vereint. Dieses Kfz-Informationssystem wurde stationär am Monitor präsentiert. Darüber hinaus war allerdings nur das Michelin-Museum zu besichtigen. Obwohl der Anteil der digitalen Produkte bereits bei 30 % liegt, sollen Michelinkarten noch viele Jahre gedruckt werden. Den Verlag erreichen jährlich 500 Anfragen zu den Karten und 20 000 zu den roten und grünen Führern.

Abends gingen die meisten gemeinsam zum Essen; diesmal in das „Chartier“. Wir hatten die Stadtführerin gefragt, wo eigentlich die Franzosen essen. Das große Lokal versteckt sich hinter einem unscheinbaren Eingang. Der Speisesaal hat den Charme einer Bahnhofshalle der Jahrhundertwende, ist also recht alt, verräuchert und wohl noch nie renoviert worden. Aber das Essen ist gut und preiswert. Der Umsatz stimmt offensichtlich.

Samstag, 21. September 1996 (3. Tag)

Durch den Bois de Boulogne fuhren wir nach Versailles. Dort gab es zunächst einen Spaziergang durch den Park zu den Trianon-Schlössern und zur Meierei der Marie Antoniette. Wir hatten inzwischen das schönste Wetter. Es folgte die Schlossbesichtigung mit der Schlosskirche, den großen Appartements und dem Spiegelsaal. Schloss und Garten hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Die Sommerbepflanzung des französischen Gartenteils sah noch herrlich aus.

Während der Rückfahrt nach Paris verabschiedete sich Madame Elke von uns und auch dieser Nachmittag stand zur freien Verfügung. Je nach Belieben ging es zur „Mona Lisa“ in den Louvre, zum Eiffelturm oder nach Montmartre. Den Berichterstatter interessierten zunächst die modernen TGV-Hochgeschwindigkeitszüge im Bahnhof Montparnasse.

Zum Abendessen traf sich eine größere Gruppe in einem etwas vornehmeren Lokal bei der Börse. Man aß dort, wo gewöhnlich erfolgreiche Börsianer und Journalisten speisen. Anschließend wurde eine Rundfahrt durch das beleuchtete Paris geboten. Diese führte noch einmal zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Sonntag, 22. September 1996 (4. Tag)

Zunächst ging es hinaus nach La Défense, der größten Bürostadt Europas, wo etwa 100 000 Menschen arbeiten. Hier stehen moderne Hochhäuser. Den Höhepunkt bildet ein moderner 110 Meter hoher Triumphbogen, der den Abschluss der großen Ost-West-Achse von Paris bildet. Sonntags ist hier naturgemäß nicht viel los.

Anschließend fuhren wir zur Pont de l´ Alma, wo die Schiffsrundfahrt auf der Seine begann. Nachdem wir uns inzwischen etwas auskannten, erlebten wir die Stadtlandschaft wieder aus einer anderen Perspektive. Diesmal ging es unter den Brücken hindurch, den Unterkünften vieler Clochards. Bemerkenswert ist die gusseiserne Alexanderbrücke, die einst der Zar von Russland gestiftet hat. Noch einmal bekamen wir die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu sehen, aneinandergereiht wie die Perlen einer Kette.

Abschließend besuchten wir den riesigen Flohmarkt in Clignancourt. Zunächst enttäuscht, dass es nur die üblichen Jeans und Lederjacken gab wie überall, entdeckten wir weiter hinten dann doch noch Antiquitäten. Sammler Eberhard Hayn konnte einen französischen Atlas aus den zwanziger Jahren erstehen. Nachdem der Reiseleiter nach dem akademischen Viertel noch relativ pünktlich erschien, begann die Rückreise. Unverzüglich ging es auf die Autobahn. Wir fuhren an Reims vorbei, wo gerade der Besuch des Papstes stattfand. Zu sehen bekamen wir ihn freilich nicht, sondern nur die Polizei, welche hier die Autobahn-Ein- und Ausfahrten abgesperrt hatte. Als wir abends die Rheinebene erreichten, setzte auch wieder Regen ein. Es bleibt die Erinnerung an eine interessante Weltstadt und an eine schöne Reise im Kreise der Karlsruher Kartographen. Der Berichterstatter war der einzige der Reisegruppe, der bereits im Jahre 1971 an der ersten Parisreise des Ortsvereins teilgenommen hatte. Seinerzeit war die Beteiligung mit 41 Personen noch bedeutend besser gewesen.

Helmut Lehmann
Sektions-Info 4/96 vom 3. November 96, Seite 1 ff

Reiseteilnehmer

Karl Andreas, Anita Brill und Mann, Peter Huber und Frau, Eberhard Hayn, Lothar Klaumünzner und Frau, Heinz Knörle und Frau, Helmut Lehmann und Frau, Volker Mann und Frau, Karlheinz Müller und Frau, Dr. Joachim Neumann, Franz Pietruska und Frau, Hans Sack und Frau, Hans-Jürgen Zylka

Helmut Lehmann

Dresden

1. Mai bis 5. Mai 1991

Mittwoch, 1. Mai 1991 (1. Tag)

An der Busreise haben 40 Personen teilgenommen. Es ging zunächst bis Gotha, wo nach dem Mittagessen ein Stadtrundgang begann, der hinauf zum Schloss Friedenstein führte. Das dort untergebrachte Kartographische Museum ist zurzeit wegen Umbauarbeiten geschlossen. Im Schlosspark steht ein Denkmal des Kartographen Petermann.

Die Führung durch die Stadt und anschließend bei der Firma Hermann Haack hatte Dipl.-Geogr. Helmut Langer unter Mitwirkung der Herren Willi Stegner und Schüller übernommen. Man fand sich zunächst in der so genannten Ahnengalerie ein. Hier liegen unter anderem die kartographischen Werke von Stieler, Sydow, Vogel, Petermann, Wagner, Berghaus und Haack. Über den Kartenschränken hängen große Portraits der bekanntesten Kartographen des Verlages. Anschließend ging es in die Kartensammlung und in die Bibliothek des Hauses, wo sich bibliographische Schätze aus mehr als 200 Jahren angesammelt haben. In der hintersten Ecke verstaubt die Bronzebüste von Karl Marx, die lange Zeit einen Ehrenplatz im Treppenhaus eingenommen hatte. Der Rundgang führte weiter durch die Redaktionsräume und durch die Druckerei, welche sich zurzeit mit dem Druck von Verpackungsmaterial noch etwas über Wasser hält. Die Personalstärke von einst 250 Personen ist inzwischen auf 50 Mitarbeiter abgebaut worden.

Die Weiterfahrt erfolgte über Gera und Chemnitz nach Radebeul bei Dresden, wo die meisten Reiseteilnehmer von Dr. Ingeborg Wilfert auf Privatquartiere verteilt wurden. Die Studenten und Studentinnen brachte der Bus anschließend nach Dresden-Prohlis. Die Jugend wohnte dort bei Kommilitonen bzw. Kommilitoninnen in Studentenheimen.

Donnerstag, 2. Mai 1991 (2. Tag)

Man sammelte sich frühzeitig bei den Landesbühnen Sachsen zur Fahrt nach Dresden. Zunächst besuchten wir die Sächsische Landesbibliothek, die seit Kriegsende in einer alten Kaserne untergebracht ist. Die Bibliotheksführung hatte Herr Dr. Georg Zimmermann übernommen. Hier lagern auf rund 50 km Regallänge unter anderen großen Kostbarkeiten, wie mittelalterliche Handschriften, die 42-zeilige Gutenberg-Bibel, der Mainzer Psalter von Fust und Schöffer (1457) und eine „Unterweisung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheit“ von Albrecht Dürer (Nürnberg, 1525). Anschließend zeigte uns Herr Haupt einige Karten aus den wertvollen Beständen der Einzelblattsammlung. Etwa ein Drittel der Sammlung ist seit 1945 vermisst und befindet sich offensichtlich in der Sowjetunion. Man hofft, die Rückgabe auf dem Verhandlungswege erreichen zu können. Unter den 20 bis 30 000 Blättern sind Karten von Ptolemäus und Ortelius sowie Bergschraffenkarten des sächsischen Majors Lehmann.

Dipl.-Ing. Hans Brunner, leitete die anschließende Stadtrundfahrt. Diese begann am Kasernenviertel von 1870. Weiter ging es am ehemaligen Stasi-Hauptquartier vorbei, entlang der Dresdner Heide und den Elbeschlössern zum Stadtteil „Weißer Hirsch“, von dort nach Loschwitz, über die Elbebrücke (Blaues Wunder) und entlang des Elbufers. Von hier hatte man den Ausblick auf den Luisenhof und die Sternwarte des Professors von Ardenne. Nach einer Umrundung des Großen Gartens fuhren wir am Fußballstadion vorbei zu den Brühl´schen Terrassen. Jetzt ging es zu Fuß über die Augustusbrücke zum Mittagessen. Anschließend sahen wir die Ruinen des Schlosses mit dem wiederhergestellten Fürstenzug und der Frauenkirche. Der Rundgang führte uns weiter an der Hofkirche vorbei zur Semperoper und zum Zwinger.

Der Mathematisch-Physikalische Salon befindet sich im Gebäudekomplex des Zwingers. Hier ist eine bedeutende Sammlung von Globen, wissenschaftlichen Instrumenten und Messinstrumenten untergebracht, die uns Dipl.-Ing. Wolfram Dolz kurz erklärt hat. 1515 bezeichnete Johann Schöner (der Mann auf dem Tausendmarkschein der Deutschen Bundesbank) in Bamberg die neue Welt bereits mit dem Namen „Amerika“. Gerhard Mercator stellte auf seinem Globus von 1541 erstmals eine Loxodrome dar, die kürzeste Verbindung zweier Punkte auf der Kugel. Vom hohen Stand der arabischen Astronomie des Mittelalters zeugt ein persischer Himmelsglobus aus dem Jahre 1279. Im oberen Stockwerk des gleichen Gebäudes befindet sich die Uhrensammlung, durch die wir kurz geführt wurden.

Zur Probevorlesung an der Technischen Universität von Prof. Dr. Wolfgang Scharfe zum Thema „Aufgaben der wissenschaftlichen Kartographie“ waren auch die Reiseteilnehmer und der Kartographische Landesverein Sachsen eingeladen. Der Redner warf die Frage auf, ob die wissenschaftliche Kartographie in Deutschland eine Zukunft hat und untersuchte hierzu folgende Punkte: Forschung, Lehre, Imagebildung (gesellschaftliche Resonanz) und Organisation. Nach Scharfe ist die digitale Kartographie eine Kommunikationswissenschaft, die aus den Geowissenschaften ausschert. Sie muss sich von den Mutterwissenschaften freimachen. Er schlägt den neuen Bundesländern die Abschaffung des verschulten Lehrsystems und die Einführung der akademischen Freiheit vor. Man sollte über eine Gesamthochschule für Kartographie ebenso nachdenken, wie über die Einführung eines Ausländerstudiums. Hinzu kommt in den alten Bundesländern die Anpassung des Berufsbilds für den höheren Dienst in der amtlichen Kartographie, wo vom Rat an aufwärts nur Geodäten sitzen. Die teilweise kontroverse Diskussion wurde vom Dekan Prof. Dr. Töpfer geleitet.

Freitag, 3. Mai 1991 (4. Tag)

Dieser Tag brachte eine Exkursion nach Meißen. Doch zunächst meinte Frau Dr. Wilfert: „Wer in Radebeul war und nicht das Indianermuseum gesehen hat, der war nicht in Radebeul“. Deshalb wurde diese Besichtigung am Freitag, dem 3. Mai 1991 noch kurzfristig eingeschoben. Bekanntlich schrieb Karl May in Radebeul seine berühmten Romane. Sein Wohnhaus und ein Blockhaus in seinem Garten („Villa Bärenfett“), bilden heute ein anerkanntes Museum, welches die größte indianische Sammlung auf dem Kontinent beherbergt. Während das Blockhaus den Indianern vorbehalten ist, befinden sich in

Karl Mays Villa, neben seiner Literatur, auch die drei berühmtesten Gewehre Nordamerikas: Der Henrystutzen, die Silberbüchse und der Bärentöter.

Ein Rundgang um das Wasserschloss Moritzburg fand bei sehr unangenehmer und kühler Witterung statt. Man war froh, dass die Besichtigung der Innenräume bald begann. Die Wände sind meist mit alten, bemalten Ledertapeten versehen. Im übrigen ist das Schloss durch eine Sammlung außergewöhnlicher Jagdtrophäen bekannt. Hinzu kommen zwei Bilder von Lukas Cranach dem Jüngeren.

Am diesem Tage hatte Dipl.-Geogr. Werner Stams die Führung unserer Gruppe übernommen. Zunächst zeigte er uns die lohnende Aussicht vom Spitzhaus auf die Gartenstadt Radebeul und das weite Elbtal. Unter uns lagen die großen Weinberge und das Staatsweingut. Die erste deutsche Fernbahn wurde in den Jahren von 1836 bis 1839 von Dresden nach Leipzig gebaut. Als ersten Bauabschnitt hat man einst die Strecke von Dresden-Neustadt nach Radebeul in Betrieb genommen.

In Meißen angekommen, suchten wir zum Mittagessen die Gaststätte „Aktivist“ auf, die sich heute „Parkrestaurant“ nennt. So ändern sich die Zeiten und die Namen. Die Besichtigung der Schauwerkstätten der Porzellanmanufaktur begann mit der Arbeit des Töpfers, der bei besonders schwierigen Arbeiten heute noch mit der Fußscheibe arbeitet. Der Bossierer setzt die in Matrizen geformten Teile der kunstvoll gestalteten Figuren zusammen und besorgt die anfallenden Feinarbeiten. Anschließend demonstrierte man die Porzellanmalerei, soweit sie unter Glasur erfolgt. Der Brennvorgang wurde anhand von Bildern erklärt. Während des Brennens schrumpfen alle Figuren und Geschirrteile um ein Sechstel ihrer Größe zusammen. Andere Werkstücke werden nach dem ersten Brennen bemalt und nur noch einmal kurz nachgebrannt.

Ein Spaziergang durch die Innenstadt von Meißen führte zur hoch über der Elbe gelegenen Albrechtsburg. Mit diesem Bauwerk vollzog sich in Deutschland der Übergang von der mittelalterlichen Wehrburg zum neuzeitlichen Schloss. August der Starke errichtete 1710 in der Albrechtsburg unter Leitung des Erfinders Böttger die erste europäische Porzellanmanufaktur. Bis 1863 wurde in allen Räumen das Meißner Porzellan produziert. Nach dem Auszug der Manufaktur erfolgte eine Restaurierung im Stil des vergangenen Jahrhunderts. Die letzte Besichtigung des Tages war dem Meißner Dom vorbehalten, der im 13. und 14. Jahrhundert im gotischen Stil entstanden ist. Der Tagesabschluss fand in der „Rosenschenke“ in Radebeul statt, welche sich nun allmählich zum Stammlokal der Reisegruppe entwickelte.

Samstag, 4. Mai 1991 (4. Tag)

Auch heute zeigte sich Herr Brunner während unserer Exkursion in das Elbsandsteingebirge wieder als ein sehr lebendiger und vielseitiger Reiseführer. Er zelebrierte uns regelrecht seine Sächsische Schweiz. Nach Aufnahme der Studenten in Prohlis fuhren wir durch Heidenau und Pirna zur Festung Königstein. Die Geschichte dieses Staatsgefängnisses ist beeindruckend. Einst war sie Zufluchtsort des sächsischen Fürsten- und Königshauses, Staatstresor und Aufbewahrungsort der Dresdner Kunstschätze. Sie galt als uneinnehmbar und ist nie erobert worden. Viele, die in ihren Mauern unfreiwillig festgehalten wurden, trachteten nach der Flucht, aber nur wenigen gelang sie. Nach kurzer Fahrt trafen wir in Bad Schandau ein. Hier endet die deutsche Elbschifffahrt von Hamburg kommend. Wir kehrten im Elbhotel ein. Dieses liegt direkt an der Anlegestelle für die Passagierschiffe.

Nach der Mittagspause ging es vorbei am alten stählernen Aufzug, mit dem man einen großen Teil des Höhenunterschiedes nach Ostrau bequem überwinden kann, wenn der Aufzug nicht gerade repariert wird, wie zurzeit. Derartige „Rekonstruktionen“ technischer Denkmäler dauerten im Lande des „real existierenden Sozialismus“ gewöhnlich viele Jahre.

Bald hatte unser Bus die Schrammsteinbaude erreicht. Von hier aus begann unsere zweistündige Wanderung im Elbsandsteingebirge. Wir gingen zunächst zur Wildwiese, wo erst vor wenigen Tagen der „Nationalpark Sächsische Schweiz“ durch den Ministerpräsidenten von Sachsen, Kurt Biedenkopf, eröffnet worden ist. In seiner Begleitung befand sich Erwin Teufel, Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Nun ging es steil weiter hinauf bis in die bizarren Schrammsteine. Wir mussten teilweise eiserne Treppen und Leitern benutzen. Von der „Schrammsteinaussicht“ und von der „Elbaussicht“ genießt man einen herrlichen Rundblick auf das Gebirge und den Strom. Leider war auch an diesem Tag der Himmel meist wolkenverhangen. Abwärts wanderten wir durch das „Schrammtor“ zurück ins Tal. Es versteht sich, dass Herr Brunner für die „Fußkranken“ zusätzlich noch eine bequemere Variante ausgesucht hatte.

Mit dem Bus fuhren wir weiter über die Puppenspielerstadt Hohnstein zur Bastei, dem bekanntesten Aussichtspunkt im Elbsandsteingebirge. Hier gibt es schon seit rund 200 Jahren Fremdenverkehr. Noch einmal genossen wir die Sicht bis hin zum Großen Winterberg und dem Böhmerwald. Die Rückfahrt nach Dresden wurde in Pillnitz unterbrochen. Dort befindet sich ein bekanntes Lustschloss Augusts des Starken. Ein kurzer Spaziergang führte durch den Schlosspark zur Elbterrasse, wo einst die gekrönten Häupter mit ihren Barken von Dresden kommend anlegten. Eines dieser von Lakaien geruderten Boote kann man heute noch im Schlossgarten bewundern.

Sonntag, 5. Mai 1991 (5. Tag)

Die Radebeuler Reiseteilnehmer hatten sich am freundlicherweise auf der Hauptstraße eingefunden, so dass sie der Busfahrer nur einzusammeln brauchte. Auch die Studenten waren mit der S-Bahn nach Radebeul gekommen. Die Rückfahrt begann relativ früh. Unterwegs gab es noch einmal viel Interessantes zu sehen. Über die ehemalige „Transitstrecke“ erreichten wir schließlich bei Hof wieder das alte Bundesgebiet.

In Lauf an der Pegnitz wurde eine ausgiebige Mittagspause eingelegt. Rund um den Marktplatz, dieses vor den Toren Nürnbergs liegenden mittelalterlichen Städtchens, gab es genügend Einkehrmöglichkeiten. Je nach Geschmack konnte man sich von der griechischen und natürlich auch von der fränkischen Küche verwöhnen lassen. Einen halbstündigen Zwangsaufenthalt hatten wir in Langenburg. Bis dort war uns unser Busunternehmer Klemens entgegengekommen, um noch einmal persönlich nach der Auspuffhalterung unseres Reisebusses zu sehen, war diese doch den Strapazen der holprigen Straßen der neuen Bundesländer nicht gewachsen gewesen und gebrochen.

Helmut Lehmann
Sonderbeilage zur KN 4/91 vom 10. August 91